Erlebnisbericht von Joel Bucior

Joel Bucior berichtet von seiner Zeit in den USA

Was bisher geschah…

Am 28.09.22 erhielt ich morgens einen Anruf von meiner Ansprechpartnerin von YFU. „Joel, wir haben eine Gastfamilie für dich“, hieß es, „du fliegst morgen“. Viel Zeit blieb nicht, denn ich hatte noch gar nichts gepackt, niemandem so wirklich „Tschüss!“ gesagt. Am nächsten Morgen ging es endlich zum Flughafen. 

Ich landete um 22:30 Uhr in Traverse City, Michigan. Dort erwarteten mich bereits meine Gastmutter und meine Gastschwester mit einem großen Plakat in der Hand auf dem geschrieben stand „Welcome to Michigan, Joel“. Sie begrüßten mich sehr herzlich und dann machten wir uns auch schon auf dem Weg zum Auto und fuhren ins eine Stunde entfernte Leroy, mein neues Zuhause. 

Bereits im Auto merkte ich, dass es ja doch schwieriger ist, sich mit einer „echten“ Amerikanerin zu unterhalten, als sich im Englischunterricht in der Schule zu beteiligen. Oft musste ich fragen, ob sie es doch bitte wiederholen könne, und auch sie musste ab und zu nochmal nachfragen.

Mein Gastvater zeigte mir mein Zimmer, meine Gastschwester gab mir die Kontaktdaten von allen und das WLAN Passwort, und schon ging ich ins Bett, da ich zu dem Zeitpunkt seit über 24h auf den Beinen war.

Am nächsten Tag ging es zuerst zur Homecoming Parade, die durch die Stadt lief, da an dem Wochenende zufälligerweise Homecoming stattfand. Am Abend ging es direkt zu meinem ersten Footballspiel, welches das Homecoming Spiel meiner Schule war. Es war eine einzigartige Erfahrung. Die Cheerleaderinnen sind am Jubeln, die Marching Band spielt und die Footballspieler kämpfen um den Sieg. Das Spiel verlief spannend, aber unser Team holte schließlich den Sieg. 

Am nächsten Tag, einem Sonntag, fuhren wir alle gemeinsam zum Lake Michigan, welcher etwa eine Stunde entfernt liegt. Auf dem Rückweg hielten wir an einer bekannten und sehr guten Eisdiele. 

Dann war es schließlich so weit. Mein erster Schultag an einer echten amerikanischen High-School. Ich erstellte meinen Stundenplan und bekam einen Rundgang durch die Schule. Da es bereits die sechste Woche des Schuljahres war, kam ich in bereits bestehende Klasse.

Meine Schule hat insgesamt ungefähr acht Austauschschüler*innen, von denen ich jetzt der zweite Deutsche bin. In jeder Klasse wollte ziemlich jeder mit mir reden und es gab viele Fragen. Die Lehrer*innen waren alle sehr nett und hießen mich willkommen.

Ich fing an, das amerikanische Schulsystem zu verstehen und, ehrlich gesagt, nicht immer zu schätzen. Es ist einfacher als in Deutschland, aber auch sehr monoton. Jeden Tag die gleichen Fächer, gleicher Stundenablauf und gleiche Aufgabenstellungen. Man lernt dadurch jedoch schnell Mitschüler*innen kennen, was natürlich nicht schlecht ist. 

Nach nur zehn Tagen flog ich bereits mit meinem Gastvater und meiner Gastschwester nach Arizona. Wir gingen dort auf die Hochzeit des besten Freundes meines Gastvaters. 

In Phoenix gelandet, mieteten wir uns ein Auto und fuhren nach Sedona, wo die Hochzeit stattfinden sollte. Da wir schonmal da waren, mussten wir unbedingt den Grand Canyon sehen. Es war wunderbares Wetter und ziemlich warm. Die unendliche Weite der Schlucht und die erstaunliche Tiefe waren einmalig. Ich stand einfach am Grand Canyon. Unvorstellbar! Es war ein wunderschönes Erlebnis, wofür ich meiner Gastfamilie sehr dankbar bin.

Zurück in Sedona ging es dann auf die Hochzeit. Die roten Felsen der Berge wurden perfekt von der Abendsonne angestrahlt, als die Trauung stattfand. Nach dem Essen wurden „Toasts“ gehalten, kurze Hochzeitsreden der Gäste. Am nächsten Tag ging dann leider bereits der Rückflug nach Michigan. 

Es vergingen mehrere Wochen. Ende November war es dann so weit, Thanksgiving stand vor der Tür, und somit auch unsere Reise nach Florida. In Pensacola angekommen, bezogen wir unser Airbnb. An Thanksgiving wurde traditionell Football geschaut und es gab ein großes Buffet mit Truthahnfleisch und Schinken. Wir besichtigten noch die Innenstadt Pensacolas und machten uns dann auf unseren Heimweg.

Nur ein paar Tage später begann bereits die Weihnachtszeit. Wir suchten gemeinsam einen Weihnachtsbaum aus und schmückten diesen mit sehr vielen Ornamenten und Lichtern. Große Weihnachtsbäume sind hier Tradition. 

Da die Bescherung in Amerika morgens am 25. Dezember stattfindet, wurde an diesem Tag früh aufgestanden. Besonders meine kleinen Gastgeschwister waren sehr aufgeregt und gespannt, was Santa Claus ihnen gebracht hat. Nach der Bescherung gingen wir in die Kirche und fuhren in den Süden von Michigan zu meinen Gastgroßeltern. Dort verbrachten wir dann die Zeit zwischen den Jahren und feierten New Year‘s Eve. 

Ende Januar flog ich nach Washington D.C., um an dem Civic Education Workshop teilzunehmen. Das ist ein fester Bestandteil des Auslandsjahres mit dem PPP. Fünf Tage lang wurden uns Leadership Skills und Kultur gelehrt. An einem Tag hatten wir Gespräche mit Senatoren und/oder Repräsentanten. Wir gingen durch die Repräsentantenhäuser und Senatshäuser, sahen viele bekannte Politiker und besichtigten den Supreme Court, die Library of Congress und das Kapitol. Ich traf Austauschschüler*innen die ich bereits in Deutschland auf meiner Vorbereitungswoche kennenlernen durfte. 

Ende Februar, über das Presidents‘ Day Wochenende, fuhren meine Gastfamilie und in nach Chicago. Wir besichtigten Willis Tower, standen dort auf 412m Höhe auf „The Ledge“, einer Aussichtsplattform bestehend aus Glas, und schauten aus dem 103. Stock in die Tiefe. Atemberaubend! […] An einem Abend gingen wir in einem deutschen Restaurant essen. Das Essen war sehr lecker und es hatte eine deutsche Atmosphäre, nicht zuletzt auch, weil die Eigentümerin aus Deutschland kommt und deutsch spricht. 

Die Zeit bis hierhin verging sehr schnell und ich habe bereits viel von den Vereinigten Staaten gesehen. Meine Gastfamilie versucht so viel wie es geht mit mir zu unternehmen, was ich sehr zu schätzen weiß und ihnen dafür sehr dankbar bin. Ich bin gespannt, was mich in den nächsten Monaten noch erwartet und was mein Auslandsjahr noch Weiteres zu bieten hat.